Ein richtiges Outdoor-Abenteuer erleben. Den Norden Schwedens besser kennenlernen. Auszeit und Inspiration in der Natur. Die Wünsche für den Sommerurlaub führen uns auf eine Mehrtageswanderung entlang der „Höga Kusten“ auf dem Höga Kustenleden. Der Küstenabschnitt am Bottnischer Meerbusen ist UNESCO-Weltnaturerbe.
Den Höga Kustenleden wandern - ein Reisebericht und Tipps für dein nächstes Schwedenabenteuer
Mit dem Schnellzug fahren wir nach Örnsköldsvik. 14 Stunden dauert die Fahrt von Südschweden über Stockholm in die Küstenstadt. Der Norden fühlt sich exotisch an – irgendwie surreal. Um 23 Uhr ist es taghell und immer noch deutlich über 20 Grad.
Heimat der Trolle
In Örnsköldsvik beginnt der 130km lange Fernwanderweg „Högakusten leden“. Wir haben eine Woche Zeit. Mal sehen wie weit wir kommen. Ziel unserer ersten Etappe ist das Naturschutzgebiete „Balesudden“. Der Nadelwald hier im Norden ist die Heimat von Trollen und anderen Fabelwesen. Es ist schattig-feucht, der Boden dicht bewachsen mit Schachtelhalm und Farn. Bald lichtet sich der Wald und riesige, mit pastellfarbenen Flechten bewachsene Felsen treten hervor. Am Boden gibt es jede Menge Elchkot.
Die Nacht verbringen wir am Strand. Es gibt einen Windschutz, eine Feuerstelle mit Grillrost und eine Kompost-Toilette nur für uns alleine. Das erste Abendessen wird richtig schwedisch – Vegiwürstchen über dem offenen Feuer gegrillt mit labberigem Brot. Nach einem Bad im flachen Meer legen wir uns zum Schlafen direkt in den Sand. Die Nacht ist kurz. Gegen 1 Uhr wird es leicht duster, um drei ist es hell und um vier scheint uns die Sonne ins Gesicht. Eine Stunde später stehen wir auf.
Den ganzen nächsten Tag wandern wir durch „Balesudden“. Beim Mittagessen beobachten wir gestreifte Barsche im kristallklaren Wasser des Balestjärnen. Der schattige See im Zentrum des Naturschutzgebietes strahlt Ruhe aus. In Ufernähe schlagen wir unsere Zelte auf.
Der Ami-Schlitten
Die Rucksäcke sind schön leicht. Unser Proviant wird knapp und der ersehnte Supermarkt in Köpmansholmen ist noch eine ganze Tagesetappe entfernt. Bei 28 Grad machen wir ordentlich Höhenmeter. Später folgt der Högakustenweg einer Küstenstraße die niemals enden möchte.
Nach jedem Tief kommt auch ein Hoch. Das lernt man schnell auf einer langen Wanderung. Der kleine Einkaufsladen ist ein Schlaraffenland! Es gibt kalte Limonade, Eis, Chips, Zimtschnecken und viele andere wichtige Dinge. Die Rucksäcke sind nun schwer, es ist schon 21 Uhr und bis zum Schlafplatz sind es noch mehr als 6 Kilometer. Egal! Wir sind gestärkt, es hat angenehme 20 Grad, das Licht ist goldgelb und wir haben alle Zeit der Welt. Es wird ja nicht dunkel.
Dann gibt es noch ein kulturelles Highlight. Ein cooler Typ mit Sonnenbrille rauscht im tiefer gelegtem Ami-Schlitten an uns vorbei. Es gibt sie also noch, die Raggare – echte Norrländer die gerne an alten amerikanischen Autos schrauben und Rockmusik lieben.
Alles richtig gemacht
Auf der nächsten Etappe ist Trittsicherheit gefragt. Über Wurzeln und Fels führt uns der Höga Kustenleden durch einen urigen Küstenwald in den Nationalpark Skuleskogen. Felsige Bergkuppen, trockene Kiefernwälder, tiefe feuchte Täler, ruhige Bergseen, Moore mit Wollgras und Birken prägen das Landschaftsbild. Es ist wunderschön! Kurzer Hand beschließen wir den Fernwanderweg zu verlassen und in den verbleibenden vier Tagen den Nationalpark zu erforschen. Auf einer kleinen Halbinsel finden wir einen Windschutz zum Übernachten direk am Meer. Am Strand ist einiges los. Der Nationalpark ist mit 30 Quadratkilometer eher klein und viele schöne Orte sind auch für Tagesausflügler gut erreichbar. Beim Abendessen haben wir den Strand für uns. Außer dem Meeresrauschen und ein paar lachenden Möwen ist nichts zu hören. Mittlerweile haben wir uns an den Rhythmus der Natur gewöhnt und lernen die Abwesenheit von Dunkelheit richtig zu schätzen. Es ist bereits um Mitternacht als wir mit einem Spaziergang die Halbinsel erkunden.
Im Skuleskogen finden wir unser Naturabenteuer. Vier Tage lang sehen wir kein einziges Auto, es gibt keine Einkaufmöglichkeit und das Trinkwasser filtern wir aus Bächen und Seen. Wir kochen Linsen Dal über dem Lagerfeuer, weil unser Gas ausgeht. Wir sitzen mit modernen Studenten aus Amsterdam am Lagerfeuer. Die KI hat sie in den Skuleskogen geführt. Wir baden früh morgens im See und spät abends im Meer. Es ist heiß. Wir wandern, bleiben aber auch mal länger an einem Ort, wenn es zu schön ist um weiterzuziehen. Im warmen Abendlicht sitzen wir auf einem großen Felsen und genießen die letzte Aussicht über die Inselwelt vor der Küste.
Am Ausgang des Nationalpark erzählen wir einem Parkranger von der spontanen Entscheidung im Nationalpark zu bleiben. „Alles richtig gemacht“ sagt der freundliche bärtige Mann in Outdooruniform. Er kennt hier alle Wege. „Ja, alles richtig gemacht“ denke ich: „was für ein Arbeitsplatz!“
7 Tips für den Höga Kustenleden
-
Der Fernwanderweg ist gut ausgeschildert. Zur Übersicht ist eine Karte trotzdem sinnvoll. Auf der App Naturkartan.se findest du weitere wichtige Informationen zu Zeltplätzen und Trinkwasser.
-
Trinkwasserquellen sind oft Seen und Bäche. Ein Wassersack mit Filter ist sehr nützlich.
-
Skuleskogen ist ein absolutes Highlight. Es lohnt sich den Höga Kustenleden für ein paar Tage zu verlassen.
-
Insektenschutzmittel gehört zur Pflichtausrüstung!
-
Anreise und Abreise mit dem Zug ist kein Problem. Interrail ist günstig und einigermaßen flexibel. Allerdings ist es wichtig rechtzeitig Sitzplätze für die Züge in Schweden zu buchen.
-
Es wird im Sommer nicht dunkel. Eine Schlafmaske ist wichtiger als Taschenlampe.
- Eine schöne Kaffeetasse ist Gold wert und ein Tablett fürs Picknick sowieso :)

Bleib auf dem laufenden! Mit unserem Newsletter erfährst du als Erste von neuen Blogeinträge, Designs oder %Sales. Hier geht`s zur Anmeldung. Erst nach Bestätigung der Anmeldung per Mail erhältst du Post von uns. Geplant sind etwa 12 Newsletter im Jahr. Du kannst den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.